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Ökobilanz

Eine Ökobilanz ist eine Lebenszyklusanalyse … aber was genau versteht man darunter?  

Ökobilanz kurz erklärt

Eine Ökobilanz, auch Lebenszyklusanalyse (LCA – Life Cycle Assessment) genannt, ist eine Methode zur Abschätzung der Auswirkungen eines Produktes und seines Herstellungsprozesses auf die Umwelt. Sie umfasst alle Phasen des Lebenszyklus von der Rohstoffgewinnung über die Produktion, Nutzung und Entsorgung bis hin zum Recycling. Die holistische Betrachtung des Lebenszyklus wird auch als “Cradle to Grave” bezeichnet („von der Wiege bis zur Bahre“). Das Ziel der Ökobilanz ist es, eine umfassende Betrachtung der Umweltauswirkungen zu ermöglichen und Verbesserungspotenziale zur Reduktion dieser Auswirkungen zu identifizieren. Eine Ökobilanz bietet wertvolle Einblicke für Unternehmen, Regierungen und Organisationen, um umweltfreundlichere und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Sie wird in verschiedenen Bereichen angewendet, einschließlich Produktdesign, Politikentwicklung und Unternehmensstrategie, und hilft dabei, Umweltauswirkungen zu verstehen und zu minimieren.

 

Wie sieht eine Ökobilanz aus?

Erläuterung der wesentlichen Schritte einer Ökobilanz am Beispiel „Herstellung von Glasflaschen“

  • Definition von Ziel und Untersuchungsrahmen: Bestimmung des Zwecks der Ökobilanz, z. B. Vergleich mit Konkurrenzprodukten oder Identifizierung von Umweltverbesserungen bei der Herstellung. Festlegung der Systemgrenzen, die die in die Analyse einbezogenen Prozesse definieren, in diesem Beispiel von der Rohstoffgewinnung (Quarzsand) über die Produktion, Nutzung und Entsorgung bis hin zum Recycling. Bestimmung der funktionellen Einheit, die als Bezugsgröße dienen soll, hier 000 Glasflaschen à 1 Liter.
  • Sachbilanz (Inventory Analysis): Sammlung aller relevanten Daten über Material- und Energieflüsse sowie Emissionen und Abfälle für alle Phasen des Lebenszyklus. Strukturierung der Daten, um die Inputs und Outputs des Systems zu quantifizieren. Bei der Herstellung von Glasflaschen wären Inputs z.B. Quarzsand, Soda, Kalk und Energie für Rohstoffförderung und Schmelzöfen, Wasser, Energie für den Transport der fertigen Glasflaschen sowie für Sammlung, Recycling oder Entsorgung. Outputs wären Emissionen aus der Rohstoffförderung, der Glasproduktion und dem Transport, Produktionsabfälle sowie Emissionen aus der Entsorgung, Abfallmengen und Recyclingquoten.
  • Wirkungsabschätzung (Impact Assessment): Klassifizierung der in der Sachbilanz erfassten Daten und Quantifizierung in spezifischen Wirkungskategorien wie Klimawandel (CO-Äquivalente aus allen Phasen), Versauerung (SO-Äquivalente aus Produktions- und Transportemissionen), Ozonabbau (Emissionen, die die Ozonschicht schädigen) und Ressourcenverbrauch (Bewertung des Verbrauchs von Quarzsand und anderen Rohstoffen).
  • Auswertung und Interpretation: Analyse und Interpretation der Ergebnisse, um wichtige Umweltauswirkungen zu identifizieren und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Bei der Herstellung von Glasflaschen haben Produktion und Transport signifikante Umweltauswirkungen aufgrund des hohen Energieverbrauchs und der damit verbundenen Emissionen. Verbesserungen könnten beispielsweise durch den Einsatz energieeffizienterer Schmelzöfen, die Verwendung von recyceltem Glas anstelle von neuem Rohmaterial, die Optimierung der Transportwege oder die Erhöhung der Recyclingrate erzielt werden. Aus diesen Erkenntnissen können konkrete Maßnahmen abgeleitet und Strategien zur Reduktion negativer Umweltauswirkungen entwickelt werden.

 

Häufig gestellte Fragen

Die Erstellung einer Ökobilanz (Lebenszyklusanalyse, LCA) erfordert eine sorgfältige Planung und Datensammlung sowie spezifische Methoden zur Bewertung der Umweltwirkungen. Sie erfolgt in vier Hauptschritten: Definition von Ziel und Untersuchungsrahmen, Sammlung aller relevanten Daten in einer Sachbilanz (Inventory Analysis), Quantifizierung der Auswirkungen in einer Wirkungsabschätzung (Impact Assessment) und schließlich die finale Auswertung und Interpretation der Ergebnisse. Hierzu gehört auch die Ableitung von Strategien zur Reduktion negativer Umweltauswirkungen. Es stehen verschiedene Software-Tools zur Verfügung, um den umfassenden Prozess zur Durchführung einer Ökobilanz zu erleichtern.

Es gibt mehrere Formen von Ökobilanzen, je nachdem, welchen Gegenstand oder welches Verfahren sie widerspiegeln sollen. Die prominentesten Beispiele sind: – Produktökobilanz: Diese Art von Ökobilanz berücksichtigt den Umweltaspekt eines einzelnen Produkts. Sie analysiert den gesamten Lebenszyklus des Produktes. Eine CO₂-Bilanz auf Produktebene (Product Carbon Footprint) ist eine Anwendung der LCA-Methodik mit speziellem Fokus auf Treibhausgasemissionen. – Vergleichende Ökobilanz: Hier werden mehrere Produkte miteinander verglichen. Dadurch lässt sich der Umwelteinfluss verschiedener Produkte abschätzen. – Ganzheitliche Bilanzierung: Diese Ökobilanz bezieht nicht nur Umweltaspekte ein, sondern auch wirtschaftliche, technische und/oder soziale Aspekte. Sie bietet einen umfassenden Überblick über die Nachhaltigkeit eines Produkts oder Verfahrens.

LCA-Indikatoren (Lebenszyklusanalyse-Indikatoren) sind Messgrößen, die im Rahmen der Impact Analyse verwendet werden, um die Umweltauswirkungen eines Produktes, Prozesses oder einer Dienstleistung in verschiedenen Kategorien zu quantifizieren, zu bewerten und zu vergleichen. Gängige Indikatoren sind beispielsweise das Treibhauspotenzial (Global Warming Potential, GWP), Versauerungspotenzial (Acidification Potential, AP), Eutrophierungs-potenzial (Eutrophication Potential, EP), Ozonabbaupotenzial (Ozone Depletion Potential, ODP) und das Photochemische Ozonbildungspotenzial (Photochemical Ozone Creation Potential, POCP). Ein weiterer Indikator ist der Ressourcenverbrauch (Resource Depletion), der den Verbrauch von natürlichen erneuerbaren und nicht erneuerbaren Ressourcen misst.

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