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Risikoanalyse

Man unterscheidet zwischen abstrakten und konkreten Risikoanalysen

Was versteht man unter einer Risikoanalyse?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen abstrakten und konkreten Risikoanalysen. Eine abstrakte Risikoanalyse ist ein methodisches Verfahren zur systematischen Bewertung potenzieller Risiken, die nicht auf spezifische Projekte, Prozesse oder Situationen bezogen sind. Sie konzentriert sich auf die Identifizierung und Bewertung allgemeiner Risikofaktoren, um frühzeitig potenzielle Bedrohungen zu erkennen und präventive Maßnahmen zu entwickeln, z.B. mithilfe theoretischer Modellierungen oder Szenarien. Die abstrakte Analyse bildet die Basis für die konkrete Risikoanalyse. Diese konzentriert sich auf spezifische, identifizierte Risiken in bestimmten Projekten oder Prozessen und bewertet die Wahrscheinlichkeit und die potenziellen Auswirkungen dieser Risiken, um konkrete Schritte zur Risikominderung oder Kontrolle einleiten zu können. Eine Risikoanalyse kann auch Chancen identifizieren und bewerten, die sich aus verschiedenen Unsicherheiten oder Veränderungen ergeben. Die konkrete Risikoanalyse ist auch ein Bestandteil der jährlichen Risikoanalyse, die für die Nachhaltigkeitsberichterstattung durchzuführen ist.

 

Wie macht eine gute Risikoanalyse aus?

Die wesentlichen Schritte zur Erstellung einer Risikoanalyse

  • Planung und Vorbereitung: Bestimmen, mit welchem Ziel die Risikoanalyse durchgeführt wird (z.B. zum Projektmanagement) und Bereitstellung eines Teams aus relevanten Stakeholdern und Experten.
  • Risikoidentifikation: Identifizierung möglicher Risiken und Verwendung von Tools wie Standard-Checklisten und SWOT-Analysen (Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats) zum Erkennen von gängigen Risiken die auf das Projekt oder Unternehmens zutreffen können.
  • Risikobewertung: Einschätzung, wie wahrscheinlich das Eintreten eines Risikos ist (z. B. selten, wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich) und wie schwerwiegend die Auswirkungen wären, falls das Risiko eintritt (z. B. gering, mittel, hoch).
  • Risikopriorisierung: Erstellung einer Risikomatrix, um die Risiken nach Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen zu kategorisieren und zu priorisieren.
  • Risikobewältigungsstrategien entwickeln: Ausarbeitung von Strategien zur Reduktion der Eintrittswahrscheinlichkeit oder gänzlichen Vermeidung von potenziellen Risiken und zur Verminderung der Auswirkungen von unvermeidlichen oder bereits eingetretenen Risiken. Risikobewältigungsstrategien können auch die Übertragung des Risikos an eine dritte Partei (z. B. Versicherung) oder die bewusste Akzeptanz eines Risikos inkl. dessen Auswirkungen sein.
  • Maßnahmen planen und umsetzen: Erstellung eines Maßnahmenplans mit konkreten Schritten und Zeitplänen zur Bewältigung der identifizierten Risiken. Hierbei ist sicherzustellen, dass notwendige Ressourcen für die Umsetzung zur Verfügung stehen.
  • Überwachung und Überprüfung: Kontinuierliche Überprüfung der Risiken und der Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen und Anpassung der Strategien basierend auf neuen Informationen und Veränderungen im Umfeld.

Häufig gestellte Fragen

Eine Compliance-Risikoanalyse ist ein systematischer Prozess zur Identifikation, Bewertung und Priorisierung von Risiken, die durch die Nichteinhaltung von Gesetzen, Vorschriften und internen Richtlinien entstehen können. Ziel ist es, potenzielle Rechtsverstöße zu erkennen und Maßnahmen zu entwickeln, um die Einhaltung sicherzustellen und damit rechtliche Strafen, finanzielle Verluste und Reputationsschäden zu vermeiden. Die Sorgfaltspflichten im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) erfordern beispielsweise die Einführung eines Risikomanagementsystems und die Durchführung einer regelmäßigen Risikoanalyse über alle Geschäftsbereiche und Stufen der Lieferkette hinweg, um potenzielle Risiken für Menschenrechte und Umwelt in der Lieferkette zu erkennen.

Es gibt eine Vielzahl von Methoden zur Risikoanalyse, die je nach Anwendungsbereich und Zielsetzung eingesetzt werden. Man unterscheidet zwischen qualitativen und quantitativen Risikoanalysen. Beispiele für qualitative Risikoanalysen sind Brainstorming, der Einsatz von standardisierten Checklisten, die Delphi-Methode (konsolidierte Risikoeinschätzungen, die durch Experten-Befragungen erstellt werden), SWOT- und What-if Analysen. Unter quantitative Risikoanalysen fallen die Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA), ggf. erweitert um eine Kritikalitätsanalyse (FMECA), die Zuverlässigkeits- und die Entscheidungsbaum-Analysen sowie die Monte-Carlo-Simulation (stochastische Modellierung, um die Wahrscheinlichkeitsverteilung möglicher Ergebnisse zu analysieren). Darüber hinaus gibt es spezifische Methoden für bestimmte Branchen, z.B. die Hazard and Operability Study (HAZOP), eine systematische Methode zur Identifikation und Bewertung von Risiken in der Prozessindustrie oder die Bow-Tie-Analyse, eine Visualisierung von Ursachen, Ereignissen und Auswirkungen, die häufig in der Öl- und Gasindustrie verwendet wird. Die Methoden können einzeln oder in Kombination angewendet werden, um eine umfassende Risikoanalyse durchzuführen.

Eine Risikoanalyse umfasst fünf wesentliche Schritte, nämlich die Identifikation von Risiken, die ein Projekt, Unternehmen oder System beeinträchtigen könnten, die Bewertung der identifizierten Risiken und der möglichen Auswirkungen, die Priorisierung der Risiken basierend auf ihrer Bedeutung und Dringlichkeit, die Entwicklung von Maßnahmen zur Risikominderung oder -bewältigung und schließlich die kontinuierliche Überwachung und Überprüfung der Risiken.

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