CSRD – Bürokratischer Albtraum oder Chance auf nachhaltige Transformation

Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellt die Umsetzung der CSRD eine besondere Herausforderung dar, da ihnen oft das nötige Know-how und die Ressourcen fehlen.
18. Oktober 2024

In aller Kürze: Was ist die CSRD?

Die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) ist das Herzstück der EU-Gesetzgebung im Bereich Nachhaltigkeit. Die Idee dahinter: Veränderung durch Transparenz. Sobald Unternehmen in einheitlicher Form über die Nachhaltigkeit ihrer Geschäftsaktivitäten berichten – so das Kalkül – entsteht im ersten Schritt Vergleichbarkeit und im zweiten Schritt steigen die Erwartungen der Kreditgeber, Investoren, Kunden und anderer Stakeholder an die Nachhaltigkeitsperformance der Unternehmen. In einem funktionierenden Markt werden sich daher die Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmen verstärken und verstetigen.

 

CSRD und Kosten für Unternehmen

Die Bürokratie der CSRD ist gewaltig: Unternehmen müssen detaillierte Angaben zu Ressourcenverbrauch, Kohlenstoffausstoß und Menschenrechten des eigenen Unternehmens und ihrer Lieferanten machen, Stakeholder befragen, nach ESRS berichten und die sich mit der sehr vielschichtigen Doppelten Wesentlichkeitsanalyse auseinandersetzen. Allein die doppelte Wesentlichkeitsanalyse umfasst über 1100 Datenpunkte nach der European Sustainabilty Reporting Directive. Diese alle händisch zu erfassen und zu bewerten, wäre ein Wahnsinn. Diese Anforderungen sorgen für erhebliche Bürokratiekosten. Laut dem Bundesjustizministerium belastet das geplante Gesetz die Wirtschaft einmalig mit knapp 750 Millionen Euro und jährlich mit fast 1,4 Milliarden Euro. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) schätzt die jährlichen Kosten sogar auf bis zu drei Milliarden Euro. Die Bürokratie der CSRD erstreckt sich auch auf kleine und mittlere Unternehmen. Diese müssen detaillierte Nachhaltigkeitsfragebögen beantworten und dabei aufwendige Analysen durchführen. Unternehmen, die sich auf die neuen Berichtspflichten vorbereiten, investieren in Schulungen, externe Berater und zusätzliche Mitarbeiter. Die Anforderungen führen zu einem massiven administrativen Aufwand, der weit über die eigentliche Berichtspflicht hinausgeht, denn Firmen müssen nicht nur eigene Daten sammeln, sondern auch Informationen von ihren Lieferanten einholen, was zusätzliche Kosten verursacht.

*Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/buerokratie-abbau-die-teure-und-sinnlose-pflicht-der-neuen-nachhaltigkeitsberichte-a-2959e466-882c-450e-a0bf-0c0bbd66cf28?giftToken=f0a04e4e-7dfe-41d8-b331-033ae9655936

 

CSRD Umsetzung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellt die Umsetzung der CSRD eine besondere Herausforderung dar, da ihnen oft das nötige Know-how und die Ressourcen fehlen. Sie haben selten einen eigenen Nachhaltigkeitsmanager und müssen sich externes Fachwissen einkaufen, was zusätzliche Kosten verursacht.

 

Praxistipp: Effiziente Nutzung der CSRD

  1. Frühzeitige Vorbereitung: Beginnen Sie frühzeitig mit der Vorbereitung und setzen Sie interne Prozesse und Systeme entsprechend den Anforderungen der CSRD auf.
  2. Mitarbeiterschulung: Schulen Sie Ihre Mitarbeiter umfassend über die CSRD und deren Anforderungen. So stellen Sie sicher, dass alle notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten vorhanden sind, um die Berichterstattung erfolgreich umzusetzen.
  3. Technologische Unterstützung: Nutzen Sie geeignete Softwarelösungen, um die Datenerfassung und -analyse zu erleichtern und die Erstellung der Berichte effizienter zu gestalten.
  4. Stakeholder-Engagement: Suchen Sie den Dialog mit Ihren Stakeholdern, um deren Erwartungen und Anforderungen besser zu verstehen und in die Nachhaltigkeitsstrategie zu integrieren

 

Wie kann die CSRD für Unternehmen positiv genutzt werden?

 

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt zwar die Unternehmen vor erhebliche bürokratische Herausforderungen, bietet jedoch auch eine Reihe von Chancen, die Unternehmen positiv nutzen können. Die CSRD ist also weit mehr als eine gesetzliche Pflicht, sie ist Chance auf Veränderung und wirkt sich auf ganz viele Bereiche im Unternehmen aus, deren sich die meisten Unternehmen, die primär unter regulatorischem Druck stehen, nicht bewusst sind.

 

  1. Verbesserte Transparenz und Vertrauen:
    • Durch die detaillierten Nachhaltigkeitsberichte erhöhen die Unternehmen ihre Transparenz gegenüber Stakeholdern wie Investoren, Kunden und der breiten Öffentlichkeit. Dies stärkt das Vertrauen in das Unternehmen und verbessert die Beziehung zu wichtigen Stakeholdern.
  2. Wettbewerbsvorteile:
    • Unternehmen, die proaktiv und umfassend über ihre Nachhaltigkeitspraktiken berichten, verschaffen sich so einen Wettbewerbsvorteil. Dies gilt besonders in Branchen, in denen Nachhaltigkeit ein wichtiges Entscheidungskriterium für Kunden und Geschäftspartner ist.
  3. Effizienzsteigerung:
    • Die Anforderungen der CSRD regen zwangsweise dazu an, interne Prozesse zu überprüfen und zu optimieren, was wiederum zu einer effizienteren Ressourcennutzung und Kosteneinsparungen führt.
  4. Risikomanagement:
    • Durch die Auseinandersetzung mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) können Unternehmen potenzielle Risiken frühzeitig identifizieren und Strategien entwickeln, um diesen zu begegnen. Dies stärkt langfristig die Resilienz des Unternehmens.
  5. Zugang zu Kapital:
    • Nachhaltigkeitsberichte, die den Anforderungen der CSRD entsprechen, machen das Unternehmen attraktiver für Investoren, die gezielt in nachhaltige Projekte investieren möchten. Nicht zuletzt erleichtert dies den Zugang zu Kapital geht möglicherweise sogar mit günstigeren Finanzierungsbedingungen ermöglichen.
  6. Innovation und Wachstum:
    • Die Fokussierung auf Nachhaltigkeit kann Unternehmen dazu ermutigen, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die den Anforderungen einer nachhaltigen Wirtschaft gerecht werden: und dies eröffnet neue Geschäftsmöglichkeiten und Wachstumspotenziale.
  7. Mitarbeiterbindung und -gewinnung:
    • Mitarbeitern und potenziellen Mitarbeiter:innen achten verstärkt auf Nachhaltigkeit. Ist diese authentisch im Unternehmen verankert stärkt das die Mitarbeiterbindung und macht das Unternehmen für talentierte Fachkräfte interessant.

 

Wie Unternehmen aus der CSRD-Berichtspflicht eine Chance machen?

Durch eine proaktive und strategische Herangehensweise können Unternehmen die CSRD als Chance nutzen, ihre Nachhaltigkeitsperformance zu verbessern und langfristigen Erfolg zu sichern.

Um diese positiven Aspekte zu nutzen, sollten Unternehmen die folgenden Schritte in Betracht ziehen:

  • Frühzeitige Vorbereitung:
    • Unternehmen sollten sich frühzeitig auf die Anforderungen der CSRD vorbereiten und interne Prozesse und Systeme entsprechend anpassen.
  • Mitarbeiterschulung:
    • Mitarbeiter sollten umfassend über die CSRD und deren Anforderungen geschult werden, um sicherzustellen, dass sie die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten haben, um die Berichterstattung erfolgreich umzusetzen.
  • Technologische Unterstützung:
    • Der Einsatz geeigneter Softwarelösungen kann die Datenerfassung und -analyse erleichtern und die Erstellung der Berichte effizienter gestalten.
  • Stakeholder-Engagement:

Unternehmen sollten den Dialog mit ihren Stakeholdern suchen, um deren Erwartungen und Anforderungen besser zu verstehen und in die Nachhaltigkeitsstrategie zu integrieren.

 

Bürokratischer Albtraum oder Chance auf nachhaltige Transformation?

Die umfassenden Berichtspflichten der CSRD stellen Unternehmen vor enorme bürokratische und finanzielle Herausforderungen. Doch stellt sich die Frage: Ist die CSRD lediglich ein bürokratischer Albtraum, oder bietet sie auch Chancen für eine nachhaltige Transformation?

Einerseits zwingt die CSRD Unternehmen dazu, sich intensiv mit ihren ökologischen und sozialen Auswirkungen auseinanderzusetzen. Dies kann langfristig zu besseren Nachhaltigkeitspraktiken und einer stärkeren Sensibilisierung für Umwelt- und Sozialthemen führen.

Andererseits besteht die Gefahr, dass die CSRD zu einer reinen Bürokratieübung verkommt, bei der Unternehmen lediglich versuchen, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, ohne tatsächlich nachhaltige Maßnahmen umzusetzen. Die hohen Kosten und der immense Aufwand könnten insbesondere kleine und mittlere Unternehmen überfordern und sie daran hindern, effektive Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln.

 

Ein Beispiel für eine gelungene nachhaltige Transformation:

Ein international tätiger Hersteller von Werkzeugen und Zulieferer für zahlreiche Industriezweige hat festgestellt, dass die Werkzeuge erhebliche Ressourcen in der Herstellung verbrauchen und sehr CO2-intensiv sind: Angefangen beim Abbau der Wolfram-Erze in Bergwerken, über die Herstellung des Wolframkarbids im Rahmen der Hochtemperatursynthese bis hin zum Sintern. Alle Prozesse sind mit einem erheblichen Energieaufwand verbunden und der Rohstoff, an und für sich, ohnehin nicht nachhaltig im Sinne von nachwachsend. Das Material ist per se ist nicht so einfach durch ein nachhaltiges Material mit den gleichen Eigenschaften zu ersetzen. Aber das Unternehmen konnte enorme Einsparungen an Material und Energie erzielen, in dem es einen Nachschleif- und Recycleservice für seine Werkzeuge etablierte, was sich wiederum positiv auf die CO2-Bilanz, den Product Carbon Footprint und letztlich auch auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auswirkte.

Fazit: Die Zukunft wird zeigen, ob die CSRD als Chance für eine nachhaltige Transformation genutzt oder ob sie vor allem als Belastung wahrgenommen wird. Unternehmen müssen Wege finden, die Berichtspflichten effizient zu erfüllen und gleichzeitig echte Nachhaltigkeitsfortschritte zu erzielen. Nur so kann die Vision einer transparenten und nachhaltigen Wirtschaft Wirklichkeit werden.

 

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