Als ich vor ein paar Jahren bei Global Climate eingestiegen bin, war Beschaffung für mich vor allem eines: eine Frage von Kosten, Qualität und Lieferzeit. Ganz typisch – besonders im Mittelstand, wo Effizienz zählt und Entscheidungen oft pragmatisch getroffen werden müssen.
Doch heute ist klar: Der Einkauf hat mehr Verantwortung als je zuvor. Denn Nachhaltigkeit beginnt nicht erst beim fertigen Produkt – sie beginnt mit jedem Bauteil, jeder Bestellung, jeder Entscheidung in der Lieferkette.
Gerade im deutschen Mittelstand, der für seine Innovationskraft und industrielle Stärke bekannt ist, wird der Einkauf damit zum strategischen Hebel für mehr Klimaschutz.
Warum nachhaltige Beschaffung jetzt zählt
Der regulatorische Druck wächst – durch den EU Green Deal, die CSRD-Richtlinie und nationale Anforderungen. Gleichzeitig fordern Kunden, Geschäftspartner und Banken mehr Transparenz bei Emissionen und Klimazielen.
Viele mittelständische Unternehmen stehen dadurch vor einer zentralen Frage: Wie können wir CO₂ reduzieren, ohne unsere Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden?
Die Antwort liegt oft in der Beschaffung. Denn wer hier smart handelt, kann…
- Scope-3-Emissionen messbar reduzieren
- die Lieferkette krisenfester machen
- Innovation und Effizienz fördern
- sein ESG-Rating und seine Marktposition stärken
Und: Es geht nicht um Perfektion, sondern ums Anfangen – Schritt für Schritt, angepasst an die Realität mittelständischer Betriebe.
Fünf Hebel für eine klimafitte Beschaffung im Mittelstand
1. Nachhaltigkeit in Beschaffungsrichtlinien verankern
Die meisten Mittelständler haben klare Prozesse und Lieferantenanforderungen. Wer diese um CO₂-Kriterien ergänzt – etwa Emissionsintensität, Materialeffizienz oder Recyclingfähigkeit – stärkt die Zukunftsfähigkeit seines Einkaufs.
✅ Praxis-Tipp: Ergänze bestehende Richtlinien um Klimaziele, z. B. in Form eines einfachen Lieferantenkodex oder in Anlehnung an Standards wie ISO 20400.
2. CO₂-Kriterien in Ausschreibungen berücksichtigen
Nicht nur Konzerne schreiben aus. Auch im Mittelstand gibt es Investitionen, Projekte und Zulieferverträge. Wer hier CO₂-Kriterien einführt, verschafft sich langfristige Vorteile.
Beispiel: Ein Maschinenbauer vergibt 15 % der Bewertungspunkte in Ausschreibungen auf Kriterien wie CO₂e je Produkt oder bestehende Klimaschutzmaßnahmen der Anbieter.
3. CO₂-Grenzwerte und Benchmarks setzen
Viele Mittelständler arbeiten mit festen Qualitäts- und Preisrahmen. Warum nicht auch mit CO₂-Grenzwerten?
Beispiel: Ein Betrieb der Kunststoffverarbeitung setzt für einzelne Komponenten eine CO₂-Obergrenze pro kg Material – orientiert an Branchenbenchmarks und Umweltlabels.
4. Vom TCO zum TCCO: Total Carbon Cost of Ownership
TCO – also die Gesamtkostenbetrachtung – ist vielen im Einkauf vertraut. Mit TCCO wird diese um den CO₂-Fußabdruck ergänzt – über Herstellung, Nutzung und Entsorgung hinweg.
Insight: Ein Unternehmen, das intern mit einem CO₂-Preis von 100 €/Tonne kalkuliert, identifizierte langfristig wirtschaftlichere Lösungen, die vorher nicht in Frage kamen.
5. CO₂ intern bepreisen – auch ohne großes System
Was in Großunternehmen „Carbon Pricing“ heißt, lässt sich im Mittelstand einfach halten. Ein Schattenpreis für CO₂schafft Transparenz und hilft bei der Priorisierung.
Beispiel: Ein Zulieferer im Sondermaschinenbau berücksichtigt bei Investitionen einen CO₂-Wert von 75 €/Tonne – und bevorzugt klimafreundlichere Optionen, wenn die Differenz wirtschaftlich vertretbar ist.
Mittelständische Vorreiter zeigen, wie’s geht
Nachhaltige Beschaffung ist kein Konzernspiel. Zahlreiche Mittelständler in Deutschland beweisen, dass es geht – pragmatisch und wirksam:
- Trumpf GmbH & Co. KG (Ditzingen): Integriert Umweltkriterien systematisch in Einkauf und Lieferantenmanagement.
- Vaude Sport GmbH & Co. KG (Tettnang): Bewertet Lieferanten u. a. anhand ihres CO₂-Fußabdrucks und klimabezogener Maßnahmen.
- Krones AG (Neutraubling): Berücksichtigt Nachhaltigkeit bei Investitionen und schafft Transparenz über den CO₂-Ausstoß in der Supply Chain.
Diese Unternehmen zeigen: Nachhaltige Beschaffung ist nicht „nice to have“ – sondern eine echte Zukunftsstrategie für den Mittelstand.
Wie wir bei Global Climate GmbH unterstützen
Als Partner des Mittelstands helfen wir Unternehmen dabei, klimafitte Beschaffung systematisch aufzubauen – mit überschaubarem Aufwand und hohem Praxisnutzen:
- Entwicklung klimafreundlicher Beschaffungsrichtlinien
- Integration von CO₂-Kriterien in Ausschreibungen & Lieferantenbewertungen
- Aufbau von TCCO-Modellen und einfachem CO₂-Pricing
- Workshops für ESG nahe Einkaufs- und Managementteams
Wir verstehen die Dynamik mittelständischer Unternehmen – und helfen dabei, Lösungen zu entwickeln, die auch morgen noch funktionieren.
Gemeinsam die Lieferketten von morgen gestalten
Ich habe gelernt: Nachhaltigkeit beginnt nicht am Ende der Wertschöpfung – sie beginnt im Einkauf. Wer hier Verantwortung übernimmt, gestaltet aktiv die Zukunft seines Unternehmens mit.
Seid ihr bereit, CO₂-Kriterien in euren Beschaffungsprozess zu integrieren? Dann sprecht uns an – wir unterstützen euch gerne 👉 Weiterlesen
- European Commission – Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Corporate Sustainability Reporting - World Economic Forum – Net-Zero Industry Tracker
Net-Zero Industry Tracker 2024 | World Economic Forum - Siemens AG. (2023). Sustainability Report FY2023
sustainability-report-fy2023.pdf - German Federal Ministry for Economic Affairs and Climate Action (BMWK), Strategische Beschaffung
BMWE – Sustainable, Strategic Procurement